02.03.2015
Beginnt nun eine neue Ära auf dem europäischen Energiemarkt? In der vergangenen Woche stellte die EU-Kommission die Pläne für eine Energie-Union in Brüssel vor. Und wenn man dem zuständigen Energiekommissar glauben darf, sind die Pläne regelrecht revolutionär. Einige Experten sind jedoch skeptisch.
Die Vorstellung der Pläne zur Energieunion begann mit großen Worten: Der Vizepräsident der EU-Kommission Maros Sefcovic erklärte, das aktuelle Vorhaben sei das größte Europas seit der Gründung der Montanunion. Und diese war bekanntlich die Keimzelle der Europäischen Union. Die Pläne zur Energie-Union enthalten ehrgeizige Ziele. So soll die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten in Energiefragen verbessert und ein gemeinsamer Energiemarkt für Europa geschaffen werden. Die Folgen wären erfreulich:
Bislang gibt es in Europa noch nicht einmal einen einigermaßen einheitlichen Energiemarkt. Oft schotten sich Länder in Energiefragen regelrecht ab, weil die Leitungen an der Landesgrenze enden. Das will die EU nun ändern und plant mehr länderübergreifende Strom- und Gasleitungen. Vor allem aber soll die derzeit große Abhängigkeit von russischem Gas verringert werden. Wie der Energie-Kommissar Miguel Arias Canete erklärte, will die EU zwar weiterhin „die besten Beziehungen mit Russland unterhalten“. Dennoch setzt die EU künftig auf mehr Diversifikation der Gaslieferanten und will beispielsweise Gas aus Turkmenistan und Aserbaidschan importieren. Zu den weiteren Instrumenten, die zu einem gemeinsamen europäischen Energiemarkt führen sollen, gehören:
Die Reaktionen auf die geplante Energie-Union sind gemischt. Vertreter der deutschen Wirtschaft beispielsweise lobten das Vorhaben und erhoffen sich dadurch mehr Schwung für die Energiepolitik Europas. Einige Politiker wie etwa die Liberalen im Europaparlament sind erfreut über das klare Signal der EU-Kommission an Russland. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. So wird beispielsweise bemängelt, dass das wichtige Thema Erneuerbare Energien in der neuen Strategie der EU nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auch die mögliche Veröffentlichung von Gas-Lieferverträgen und der gemeinsame Gas-Einkauf stoßen auf Kritik. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die ambitionierten Pläne zur Energie-Union verwirklicht werden können. Für die sichere Energieversorgung mit Gas und Strom wäre eine schnelle Umsetzung wünschenswert.