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Online-Umfrage: Heimliche Akzeptanz für riskantes Fracking in Deutschland

PREISVERGLEICH.de Umfrage zur Akzeptanz von Fracking

Deutschland scheint im Zwiespalt: Auf der einen Seite werden Naturschutz, Energiewende und Umweltbewusstsein hochgehalten; auf der anderen weiter steigende Energiepreise beanstandet. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Fördermethoden wie Fracking ausreichend akzeptiert sind? PREISVERGLEICH.de zeigt, wie vielen das Ideal umweltverträglicher Energie egal ist.

Infografik zur Fracking-Umfrage von PREISVERGLEICH.de (2014)

Hinweis: Infografik zum Vergrößern & Downloaden anklicken. Die Grafik steht zur freien Verfügung.

In Zusammenarbeit mit der keyfacts Onlineforschung GmbH haben wir von PREISVERGLEICH.de insgesamt 4.024 Internetuser zum Thema Fracking (Hydraulic Fracturing) befragt. Bei dieser Methode zur Gasförderung werden tiefliegende Gasvorkommen unter Einsatz von giftigen Chemikalien aus dem Gestein gepresst (Frac-Flüssigkeit). Unter den Teilnehmern der Umfrage befanden sich 47,6 Prozent Frauen sowie 52,4 Prozent Männer jeweils im Alter von 35 bis 65 Jahren; aus ganz Deutschland. Dem Alter nach handelt sich dabei um Verbraucher, die bereits einen Haushalt führen und gewiss schon die ein oder andere Energieabrechnung erhalten haben. Preisbewusstsein darf demnach weitestgehend vorausgesetzt werden, wie auch 95,7 Prozent bestätigen. Wenn die Verbraucher aber so preisbewusst sind, weshalb ist die Akzeptanz für Fracking in Deutschland dann so gering – oder ist sie es eigentlich gar nicht?

Eine Frage des Gewissens

In den USA hat die Förderung von Gas mittels Fracking zu einem wirtschaftlichen Aufschwung verholfen und auch die Energiepreise für Gas sind gesunken. Seit Anfang der 2000er-Jahre setzt man dort verstärkt auf die Erdgasförderung mit Chemikalien. Hierzulande herrscht hingegen Skepsis. 65,8 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzen Fracking als gefährlich ein; aber immerhin 34,2 Prozent halten diese Art der Gasgewinnung für unbedenklich oder enthalten sich einer Stellungnahme. Hierin spiegelt sich der Konflikt zwischen Natur- und Umweltschutz, auf welchen 79,4% großen Wert legen; sowie der Möglichkeit, Fracking könnte kostengünstigeres Gas erschließen, wider.

Fluch und Segen des Frackings

In die Zwickmühle führen zwei konträre Seiten: Auf der einen stehen die Umwelt- und Naturschützer. Sie verweisen auf die gesundheitlichen und ökologischen Risiken des Hydraulic Fracturing. Offizielle Studien zur Gefahr des Frackings sind jedoch rar. Ungeachtet dessen halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die bis zu zwölf verschiedenen beim Fracking eingesetzten Chemikalien trotz entsprechender Vorkehrungen in das Grundwasser gelangen und neben Schäden an Tierwelt und Pflanzen auch beim Menschen Unfruchtbarkeit, Missbildungen und Krebs fördern.

Diesen Warnungen gegenüber stehen enorme Wirtschaftsinteressen. Das Fracking erlaubt es, Gaslagerstätten zu erschließen, die ansonsten unerreichbar sind. Allein in Deutschland lagern etwa 7 bis 23 Billionen Kubikmeter des sogenannten Schiefergases. Die Förderung dieser Ressource könnte auch für die Verbraucher günstigere Gaspreise nach sich ziehen, sodass sich Fracking aus wirtschaftlicher Sicht lohnt, vorausgesetzt die Nachfrage nach Gas ist groß genug.

Deutsches Fracking nur eine Frage der Zeit

Der Gaspreis scheint derzeit der Knackpunkt der deutschen Fracking-Debatte zu sein. Die Förderkosten für Schiefergas liegen laut dem Institut für Wirtschaftsforschung etwa 70 Prozent über denen von herkömmlichem Erdgas. So lohnt sich die Förderung per Fracking in Deutschland nur, wenn der Verkaufspreis für herkömmliches Erdgas hoch genug ist. Verfechtern des Frackings spielen steigende Gaspreise und der Widerwille zum Gasanbieterwechsel demnach nur zu. Denn je stärker Verbraucher finanziell belastet werden, desto größer wird auch deren Interesse, trotz Umweltbewusstsein, Gas durch Fracking zu gewinnen - Fracking also nur noch eine Frage der Zeit?

Schon jeder dritte Deutsche für Fracking

Obwohl sich über 65 Prozent unserer Verbraucherumfrage der schwerwiegenden Risiken des Frackings durchaus bewusst sind, gestehen bereits 37,6 Prozent ein, Fracking-Gas nutzen zu wollen, wenn dafür der Gaspreis fallen würde. Jedem Fünften ist es sogar völlig egal, wie und wo sein Gas gefördert wird. Damit scheint Preisbewusstsein tendenziell - zumindest bei einigen Verbrauchern - über ökologische Interessen zu siegen. Dass unsere Studie zwangsläufig zu diesem Ergebnis kommt, weil einige Verbraucher unter Geldnot leiden, ist angesichts der Masse an Stimmen keine gänzliche Erklärung. Von den Befragten verfügen nur 16,3 Prozent über ein Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.250 Euro monatlich. Und wer Gastarife vergleicht und günstige Angebote bevorzugt, müsste selbst mit knappem Geldbeutel nicht befürchten, auf Fracking-Gas zurückgreifen zu müssen, selbst wenn es billiger wäre. Das unterstreichen auch 62,4 Prozent der Verbraucher, die sogar noch mehr Geld für ihr Gas bezahlen würden, nur um sicherzugehen, dass es frackingfrei gefördert wurde.

Der Verbraucher hat die Macht

Ist Umweltschutz für die Deutschen ein wichtiges Thema, zeichnet sich in unserer Umfrage ab, dass die öffentliche Akzeptanz für Fracking trotz der derzeit überwiegenden Ablehnung in Abhängigkeit zum Gaspreis steigen wird. Die Gasanbieter sitzen insofern am Hebel: Ziehen die Preise weiter an, nimmt das Interesse für kostengünstigere Lösungen weiter zu. Die „heimliche Akzeptanz“ für Fracking wächst im Sinne der entsprechenden Konzerne. Seit 2004 stieg der Gaspreis bereits von 45 Euro pro MWh auf 70 Euro pro MWh.

Verbraucher müssen sich zwischen Umwelt- und Preisbewusstsein aber nicht hin- und hergerissen fühlen, sondern können die Preispolitik zu ihrem eigenen Spiel machen, indem sie Angebote für Gas vergleichen, auf günstige Konditionen setzen und Gasanbieter bevorzugen, die kein Fracking betreiben möchten. Der Gasanbieter lässt sich willkommener Weise immer dann über das Sonderkündigungsrecht wechseln, wenn eine Preiserhöhung bevor steht. So ließe sich die Gasrechnung senken, ohne dass über Fracking diskutiert werden muss oder es bis zur Entwicklung besserer, technischer Möglichkeiten wirtschaftlich wird.