08.10.2014
Was passiert, wenn uns Russland den Gashahn zudreht? Sind in deutschen Gasspeicher gut genug gefüllt oder droht bei einem russischen Gas-Lieferstopp ein eisiger Winter in Deutschlands Wohnungen?
Anfang September dieses Jahres befanden sich 19,6 Milliarden Kubikmeter Gas in den deutschen Gasspeichern. Dies berichtete manager magazin online unter Berufung auf Zahlen des Branchenzusammenschlusses Gas Infrastructure Europa (GIE). Wie die Brancheninitiative „Zukunft Erdgas“ unterstrich, handelt es sich dabei um einen Allzeitrekord. Timm Kehler, Vorstandssprecher von „Zukunft Erdgas“, stellte klar, dass die deutsche Erdgaswirtschaft gut aufgestellt in den Winter gehe und zuverlässig liefern würde.
Ein Grund für die gut gefüllten deutschen Gasspeicher ist das Wetter. Der vergangene Winter war ausgesprochen mild, daher wurden die Gasspeicher nur wenig gebraucht. Wie der Energiemarkt-Experte Steffen Bukold gegenüber manager magazin online erklärte, hätten die Gasexporteure dennoch ihr Angebot nicht eingeschränkt, wodurch die derzeitige Überversorgung entstand.
Gut gefüllte Gasspeicher sind jedoch kein Garant für warme Wohnungen im kommenden Winter. Das Gas aus den Speichern würde für einige Wochen bis Monate reichen, um Privathaushalte, Kraftwerke und Betriebe zu versorgen. Darüber hinaus braucht Deutschland jedoch Nachschub über die Gas-Pipelines. Würde Russland jedoch wegen der anhaltenden Ukraine-Krise einen Lieferstopp für Erdgas verhängen, würde dieser laut einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität Köln (EWI) etwa fünf Monate lang kompensiert werden können. Danach käme es vermutlich zu Engpässen.
Deutschland bezieht Erdgas nicht nur aus der Russland, sondern auch aus Norwegen und den Niederlanden, zudem werden etwa zehn Prozent des deutschen Gasbedarfs in Deutschland produziert. Um auch in Krisenzeiten eine sichere Gasversorgung gewährleisten zu können, wird in Berlin derzeit der so genannte Notfallplan Gas überarbeitet. Das Wirtschaftsministerium und Verbände aus der Energiewirtschaft versuchen dadurch, die Gasverteilung in Deutschland krisensicher zu organisieren. Ein Punkt im Notfallplan sieht beispielsweise vor, dass Privathaushalte bevorzugt beliefert werden, wenn weniger Gas kommt. Es bleibt daher zu hoffen, dass bei einem Lieferstopp von russischem Erdgas die deutschen Gaskunden im kommenden Winter nicht frieren müssen.