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Erdgasnetz vor dem Aus: So planen deutsche Städte den Abschied vom Gas

Eine Hand dreht an einem Heizungsregler. Darüber steht der Text 'Gasnetze bald stillgelegt?‘

Der Wandel in der deutschen Energieversorgung nimmt Fahrt auf: Immer mehr Kommunen kündigen an, ihre Erdgasnetze bis spätestens 2045 stillzulegen. Ein klarer Schritt in Richtung Klimaneutralität. Damit endet in weiten Teilen Deutschlands die Möglichkeit, mit klassischem Erdgas zu heizen. Der Hintergrund: Sinkender Gasverbrauch, steigende Netzkosten und die gesetzlich verankerte Wärmewende machen den Weiterbetrieb vieler Gasnetze wirtschaftlich und ökologisch unattraktiv.

Besorgte Verbraucher müssen sich aber keine Sorgen machen – niemand wird im Winter ohne Heizung dastehen. Der Rückbau der Gasnetze erfolgt schrittweise und gut geplant. Gleichzeitig schaffen Städte und Gemeinden neue Lösungen für die Wärmeversorgung, etwa durch den Ausbau von Fernwärme, Wärmepumpen oder biogenen Alternativen. Für viele Haushalte bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich über moderne Heizsysteme und mögliche Förderungen zu informieren.

Das Wichtigste zum Thema Gasnetz Abstellung

  • Rund 20 % der deutschen Kommunen planen, ihre Erdgasnetze bis 2045 stillzulegen.
  • Städte wie Mannheim, Augsburg, Würzburg, Hannover, München und Regensburg sind bereits auf Kurs.
  • Bis 2028 muss jede Kommune im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung über Zukunft oder Ende des Gasnetzes entscheiden.
  • Steigende Netzentgelte drohen, wenn immer weniger Haushalte Gas nutzen.
  • Förderprogramme unterstützen den Umstieg auf Wärmepumpen, Fernwärme oder andere Alternativen.
  • Eine Entschädigung für betroffene Gaskunden ist aktuell nicht vorgesehen.

Mannheim machte den Anfang, weitere Städte folgen

Die Stadt Mannheim war 2023 Vorreiter und kündigte an, ihr Gasnetz bereits bis 2035 abzuschalten. Der Versorger MVV Energie begründet den Schritt mit dem Hinweis, dass Gasheizungen „nicht zukunftsfähig“ seien. Rund 24.000 Haushalte sind betroffen. Auch Augsburg, Würzburg und Hannover planen den Ausstieg bis 2040, München und Regensburg spätestens bis 2045. Laut einer Umfrage des Magazins Kommunal gaben 19 % aller Kommunen an, ihre Gasnetze abzubauen, während 46 % noch prüfen, ob sich ein Weiterbetrieb lohnt. Nur ein kleiner Teil will die Netze künftig mit Biogas oder Ökogas betreiben.

Warum werden Gasnetze stillgelegt?

In Deutschland liegen rund 550.000 Kilometer Gasleitungen unter der Erde. Über sie werden jährlich über 800 Terawattstunden Erdgas verteilt, mit sinkender Tendenz. Der Grund: Deutschland will in Folge der Energiewende bis 2045 klimaneutral werden. Mit fossilem Erdgas ist dieses Ziel nicht erreichbar. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fördert den Wechsel auf erneuerbare Heizsysteme wie Wärmepumpen, Solarthermie oder Fernwärme. Auch in der Industrie läuft der Umstieg. Viele Unternehmen ersetzen Erdgas schrittweise durch grünen Wasserstoff oder elektrische Alternativen.

Wenn immer weniger Haushalte Gas nutzen, steigen die Netzentgelte für die verbleibenden Nutzer. Der Grund: Die teure Infrastruktur wie Leitungen, Verteilstationen, Anschlüsse, muss weiter gewartet werden, auch wenn sie nur noch wenige nutzen. Würden nur 10 % der Haushalte die Infrastruktur finanzieren, könnten sich die Entgelte verzehnfachen. Für viele Stadtwerke ist der Rückbau daher wirtschaftlich sinnvoller als der Weiterbetrieb.

Was passiert, wenn das Gasnetz abgeschaltet wird?

Ein Versorger darf seine Leitungen nicht einfach stilllegen. Dafür braucht er einen staatlich genehmigten Netzstilllegungsplan, in dem geregelt ist, wie die Versorgungssicherheit gewährleistet wird. Die EU hat 2023 beschlossen, dass Versorger Gasverträge kündigen dürfen, wenn dies zur Erreichung der Klimaziele notwendig ist. In Deutschland fehlt dafür bislang die rechtliche Grundlage. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert daher klare Regeln und staatliche Unterstützung, um Chaos und steigende Kosten zu vermeiden.

Warum Wasserstoff keine einfache Lösung ist

Die Idee, das bestehende Gasnetz künftig für Wasserstoff zu nutzen, klingt verlockend, ist aber technisch aufwendig. Wasserstoff kann Stahlrohre beschädigen und erfordert andere Druck- und Speicherbedingungen. Ein flächendeckender Umbau würde Milliarden kosten. Auch Wasserstoffheizungen stecken noch in den Kinderschuhen. Aktuelle Modelle können maximal 20 % Wasserstoff verarbeiten. Der Wirkungsgrad ist deutlich geringer als bei Wärmepumpen. Studien wie die der Prognos AG kommen zu dem Ergebnis: Heizen mit Wasserstoff ist ineffizient und teuer.

Fazit: Der Ausstieg aus dem Erdgas kommt – wer früh handelt, spart

Die Stilllegung der Gasnetze ist ein zentraler Baustein der Energiewende. Für Verbraucher bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um über eine neue Heizstrategie nachzudenken. Wer rechtzeitig auf erneuerbare Heizsysteme wie Wärmepumpen oder Fernwärme setzt, kann von Fördergeldern profitieren und langfristig Energiekosten senken. Die Umstellung ist unvermeidlich, aber gut planbar.

Silvia Lehrack

Silvia Lehrack


Als Expertin für Energievergleiche beleuchtet Silvia aktuelle Trends rund um Strom, Gas und Energiekosten – praxisnah, verständlich und immer am Puls der Zeit.