18.12.2014
Frostige Stimmung: Wegen der Spannungen mit Russland will die EU-Kommission nun nach Alternativen suchen und mehr Gas aus anderen Ländern importieren. Russland hatte in den vergangenen Monaten immer wieder die enormen Gaslieferungen an Europa als Druckmittel benutzt und Lieferstopps angedroht.
Wegen der anhaltenden Verstimmungen mit der russischen Regierung ist die EU-Kommission derzeit auf der Suche nach alternativen Bezugsquellen für Gas. Der neue EU-Energiekommissar Maros Sefcovic erklärte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass sich Europa „unabhängiger machen müsse“. Zwar werde Russland auch weiterhin ein wichtiger Lieferant von Gas bleiben, doch der Anteil des russischen Gases soll reduziert werden. Sefcovic schlägt daher einen „Masterplan für Europas Energieversorgung“ vor. Dieser soll dazu beitragen, die Angst Europas vor dem nächsten Winter zu mindern. Im Spätsommer drohte Russland vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise an, dass die Einmischung der EU Auswirkungen auf russische Gaslieferungen haben könnte. Zwar einigten sich die Ukraine und Russland kürzlich auf einen Gasliefervertrag, dieser gilt aber nur für den laufenden Winter. Anfang Dezember kam dann der nächste Paukenschlag, als Russland das Aus der South-Stream-Pipeline verkündete, über die 38 Millionen europäische Haushalte mit Gas versorgt werden sollten.
Schon im Januar des kommenden Jahres soll es losgehen und eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Ministern und Vertretern von Gasunternehmen, aktiv werden. Eine wichtige Aufgabe sieht der EU-Energiekommissar im Ausbau der Gasinfrastruktur. Dazu sollen neue Flüssiggasterminals und ein neues Gaszentrum am Mittelmeer entstehen. Durch diese Maßnahmen könnten Gaslieferungen aus Tunesien und Algerien erhöht werden. Im Fokus steht nun auch wieder die geplante TAP-Pipeline aus Aserbaidschan, die weiter ausgebaut werden soll. Sie soll von 2019 an Gas aus dem Land am Kaspischen Meer an Russland vorbei nach Europa transportieren und so die Unabhängigkeit von russischem Gas fördern.
Damit sich Europa weiter vom Gaslieferanten Russland abnabeln kann, bedarf es allerdings mehr Einfluss auf den Energiemärkten. In dieser Hinsicht beklagte sich EU-Energiekommissar Sefcovic kürzlich, dass Europa auf den weltweiten Energiemärkten zu wenig Respekt entgegengebracht werde. Trotz der 400 Milliarden Euro, die Europa jährlich „verlässlich und pünktlich“ für importierte Energie zahle, werde es auf den Energiemärkten schlecht behandelt. Um den Einfluss Europas auf den Energiemärkten zu erhöhen und die Zusammenarbeit zu stärken, wird die EU-Kommission laut Sefcovic zu Beginn des neuen Jahres ein Konzept mit konkreten Vorschlägen erarbeiten.